234
Vierte Periode des Mittelalters.
Während er das Reich in der allgemeinen Verwirrung und Gesetzlosigkeit sich selbst überließ, fuhr er fort, seinem Erblande Böhmen und den erworbenen Gebieten seine Sorge zuzuwenden. Daher konnte ihn Maximilian I. später mit Recht „Böhmens Vater und des heiligen römischen Reiches Stiefvater" nennen. Durch strenge Rechtspflege und Abfassung eines Gesetzbuches hob er Sicherheit und Wohlfahrt, durch Anlage von Straßen, Schiffbarmachung der Flüsse, Förderung des Handels und der Gewerbe sorgte er für das Gedeihen Böhmens. Unter Mitwirkung des berühmten italienischen Dichters Petrarca stiftete er 1348 die Universität Prag, die erste in Deutschland, in der sich bald 5—7000 Studenten einfanden.
Der traurige Zustand des Reiches wurde noch durch Heuschreckenschwärme, Erdbeben und Seuchen vermehrt, welche Deutschland und die Nachbarländer schwer heimsuchten. Die furchtbarste Seuche, der schwarze Tod, forderte (1348 —1350) allenthalben in Europa, Asien und Afrika zahllose Opfer. Die Krankheit begann mit Kopf-und Brustschmerzen. Bald gesellte sich Fieber hinzu. Zunge rmd Kehle färbten sich blutrot. Es bildeten sich Geschwüre, schwarze Beulen und Flecken, dann erfolgte unter entsetzlichen Schmerzen der Tod. Kein Arzt vermochte zu helfen, kein Mittel wirkte. Darum sah der Volksglaube in diesem „greulichen Weltsterben" eine Strafe des Himmels. In 3 Jahren verlor Europa nach glaubwürdigen Berichten 25 Millionen Menschen. An vielen Orten verdächtigte man die Juden, sie hätten die Brunnen vergiftet, und verfolgte sie aufs grausamste. In Mainz wurden 12 000, in Straßburg 2000, in Basel und Rom 3000 erschlagen, verbrannt oder erstickt. Andere glaubten durch Bußübungen das Übel abwenden zu können, sie stifteten die Brüderschaft der Geißler oder Flagellanten, zogen betend und büßend, singend und sich geißelnd, mit Fahnen und
Kerzen von einer Stadt zur andern und wurden mit großen Feier-
lichkeiten allenthalben eingeholt und geehrt. Diese Geißler-Prozes-sionen, deren Lieder sich noch erhalten haben, wurden aber den geistlichen und weltlichen Behörden gefährlich. Als sich der Papst deshalb gegen die Geißler erklärte, trennten sie sich von der herrschenden Kirche, verschmähten die Sakramente und den Gottesdienst und
setzten die Buße der Geißelung an ihre Stelle. Selbst der Feuertod vermochte die Sekte nicht zu unterdrücken, und noch am Ende des 15. Jahrhunderts tauchten neue Scharen auf.
Auf einer Romfahrt, die Karl Iv. mit geringer Begleitung unternahm, empfing er in Mailand und Rom 1355 die Krone.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Petrarca Karl_Iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Prag Deutschland Deutschland Europa Asien Afrika Europa Mainz Straßburg Basel Rom Mailand Rom
- 131
5. Ob sich der Canal souteniren und nicht einer Versandung unterworffen seyn werde? Da die Elbe bekanntermaen vielen Sand mit sich zu führen pfleget.
6. Ob die zu Fertigung dieses Canals erforderlichen Kosten nicht durch ein oder andere Moyens aufzubringen feynd, sondern da Se. Kgl. Maj. solche aus dero Cassen herschieen drsse?.....
7. Ob durch Anlegung dieses Canals nicht eine interessante Handlung und Communication zwischen Stettin und denen Churmrkischen und Magdeburgischen Stdten zu etabliren? und durch was vor Mittel solches zu etabliren und zu facilitiren sey?
Se. Kgl. Maj. wollen demnach der alle vorstehende puncte einen kurtzen und deutlichen Bericht (von) dero General-Directorio erwarten, damit, wenn der Canal practicable und ntzlich ist, sofort die. . . Veranstaltung dazu gemacht und wo es mglich ist, noch in diesem Jahre in fertigem Stande gebracht werde.
Potsdam, den 15. Mrz 1743. Friedrich.
74.
Kirchen- und Schulwesen unter Friedrich dem Groen.
A. Glaubensfreiheit.
Quelle: 2 Randverfgungen des Knigs aus dem Jahre 1740.
- Fundort: O. Tschirch, Friedrich der Groe. Leipzig o. I. Teil 8. S. 29.
a) Ein Katholik bittet um das Brgerrecht in Frankfurt a. O.
Alle Religionen feindt gleich und guht, wan nuhr die Heute, so sie profesiren, Erlige leute feindt, und wen Trken und Heiden Ehmen und wollen das Land ppliren, so wollen wir sie Mosqueen und Kirchen bauen. Fr.
b) Das geistliche Departement fragt an, ob die rmisch-katholischen Schulen bleiben sollen". (22. Juni 1740.)
Die Religionen mssen alle tolleriret werden und mus der Fiscal nuhr das Auge darauf haben, da keine der andern Abruch tuhe, den hier mus ein jeder nach feiner Fasson selich werden. Fr.
B. Ansichten des Knigs der Religion und die Geistlichkeit.
Quelle: Politisches Testament Friedrichs des Groen von 1752.
bersetzung aus dtm Abdruck des franzsischen Textes bei G. Kntzel a. a. O. 83b. 2. S. 8435.
Katholiken, Lutheraner, Reformierte, Juden und zahlreiche andere christliche Sekten wohnen in meinem Staate und leben friedlich beieinander. Wenn der Herrscher aus falschem Eifer auf den Gedanken kme, eine dieser Religionen zu bevorzugen, so wrden sich sofort Parteien bilden und heftige Streitigkeiten aus-brechen. Allmhlich wrden Verfolgungen beginnen, und schlielich wrden die
9*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_der_Groe Friedrich Friedrichs
142
und Preußen gemeinsam errichtete protestantische Bistum zu
Jerusal em.
7) Segensreich wirkten die Bibelgesellschaften, beson-
ders die 1804 zu London errichtete.
8) Der Glaubenslosigkeit, Unsittlichkeit und Verwahrlosung
in den untern Klassen abzuhelfen bemühten sich die Träger der
innern Mission (Mistress Fry in England. Wiehern im
rauhen Hause bei Hamburg).
9) Den in katholischen Ländern lebenden evangelischen
Glaubensbrüdern zu helfen beeifert sich der 1832 gegründete, weit
verbreitete Gustav-Adolfs-Verein.
Der Staat und die Gesellschaft.
§ 200. Die Bestrebungen nach allgemeiner Gleichheit umga-
den sich mit christlichem Schein und benützten ebenso die kirch-
lichen Bewegungen, wie sie sich die Vernichtung des Christen-
tums zum Ziel nahmen. Die wichtigsten in dieser diabolischen
Richtung wirkenden Männer sind de Lammenais (seit 1834),
St. Simon (f 1825), Stifter der selbst den Unterschied zwischen
Mann und Weib hinwegräumenden Simonistensekte, welche, nach-
dem sie 1831 in sich (Enfantin und Bazard) zerfallen war, wenig-
stens äußerlich mehr und mehr verschwand, der Engländer Owen
(geb. 1772), die Franzosen Fourier (f 1837. Phalansteren), Ca-
bet (Icarier), Pr oud hon, der deutsche Schneider Weidling.
In dem Arbeiter- und Gesellenstande weit verbreitet, wirkten
diese Ideen mit zur Revolution und sind schwerlich jetzt erstor-
den, da sie ein körperliches Wolbefinden verheißen.
Die wichtigsten in den Staaten vorgenommenen Veränderun-
gen sind: «) Anerkennung der allgemeinen Wehrpflicht, b) Gleich-
heit vor dem Gesetz, c) Verpflichtung des Staats alle Elemente
des Lebens zu behüten und zu fördern, d) größere Selbständig-
keit der Gemeinden in ihren Angelegenheiten, e) Aufhebung der
Steuerprivilegien, f) Entlastung des Grund und Bodens von den
Feudallasten, g) künstliche Finanzverhältnisse (Staatspapiere.
Börsen).
Die Wissenschaften.
§ 201. Staunenswert sind die Fortschritte, welche in den
letzten 50 Jahren auf allen Gebieten des menschlichen Wissens
und Erkennens gemacht worden sind.
1. Die Philosophie ward besonders in Deutschland ge-
pflegt. Die tiefsinnigen Systeme von Fichte (f 1814), Schel-
ling (f 1854) und Hegel (t 1831), fanden die zahlreichsten
Schüler, aber wichtig sind auch die Forschungen von Frz. v. Ba-
der, Herbart, Benecke u. a.
2. Die N aturwissenschaften erhielten die staunenswert-
este Erweiterung. Die Zoologen Cu vier (f 1832), Oken, Er-
man (Infusorien), der große Physiolog Müller, die Botaniker
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32
Ab sch n. l. Allgenreine Verhältnisse.
Denkt man sich nämlich eine Linie gezogen vom Golf
voir Cataro zur mittleren Sau, zum mittleren Dnjestr, zur
unteren Düna und über den Peipus- und Sauna - See zur
Küste des weißen Meeres, so gehört die süd- und ostwärts
derselben wohnende christliche Bevölkerung Europa's vorherr-
schend, ja fast ausschließlich der griechischen Kirche an. —
Etwa die nördliche Hälfte derselben Linie scheidet das
Gebiet der griechischen von dem der protestantischen Kirche.
Denkt man sich aber jene Linie von der unteren Düna fort-
gesetzt zum unteren Niemen, oberen Pregcl, zur Netze-Mün-
dung, zur oberen Oder, ferner auf dem Kamm des Sudeten -
Zuges bis zur Elb-Pforte, von dort zum oberen Main, zum
Nieder-Rhein, zur Schelde-Mündung, zur Eltge von Calais,
znnl St. Georgs Kanal und bis zu den West-Gestaden voll
Island: so hat man die ungefähre Grenzbezeichnung zwi-
schen dem protestantischen und römisch-katholischen Eu-
ropa, wobei aber nicht zu vergessen ist, daß die Länder zu
beiden Seiten dieser Grenzlinie häufig eine in religiöser Be-
ziehung sehr gemischte Bevölkerurrg besitzen, ja daß einzelne,
selbst in größerer Ferne von jener Grenze, iit dem einen oder
dem anderen kirchlichen Gebiete liegende Laildschaften vorherr-
schend der entgegengesetzten Religions-Parthei angehören, wie
die spätere spezielle Betrachtung der einzelnen Länder barthun
wird. Wollte man daher die ausschließlich katholischen
oder die ausschließlich protestantischen Theile des Konti-
nents aufzählen: so würde man sich für jene Rubrik ans die
beiden westlichen Halbinseln am Mittelmeer und ans die dazu
gehörigen Inseln, für diese auf die skandinavische uild däni-
sche Halbinsel und ihre Beiiilseln, so wie auf die südlichen
Küstenlälldcr des baltischen uild deutschen Meers von der
Weichsel- bis zur Rhein-Mündung beschränken müssen, da
in allen übrigen Ländern beide Kirchen in verschiedenen Mi-
schungsverhältnissen neben einander bestehen, wenn auch in
den französischen und süd-deutschen Landen, so wie auf der
irischen Illsel die katholischen, in England, Nord-Deutschland,
den ost-baltischen und mittel-alpinischen Gegenden die protestan-
tischen Bestandtheile entschieden vorwiegen.
I"
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Extrahierte Ortsnamen: Peipus- Main Nieder-Rhein Georgs Island Weichsel- Rhein-Mündung England Nord-Deutschland
Volks- und Staatsverhältnisse. §. 80. Kirchliche Verhältnisse. 645
daher, diese fast ganz katholische Provinz mit inbegriffen, wahr-
scheinlich 1,222000 Katholiken und l,773000 Protestan-
ten gezählt; jene bilden also c. 40, diese, nach Abrechnung von
53000 Juden, nicht ganz 6o Prozent der Gesammtbevölke-
rung. Die Zahl der katholischen Gemeinden betrug in
Brabant 224, in Limburg 183, in Nord-Holland 109, in
Geldern 105, in Süd-Holland 83, in Over-Assel 53, in
Utrecht 38, in Friesland 31, in Seeland 30, in Groningen
Ii, in Drenthe 4 und im ganzen Königreich (außer Luxem-
burg) 871. Der kirchlichen Verwaltung nach zerfallen sie
in 6 sehr ungleiche Theile: die holländische Mission, das bischöf-
liche Kommissariat von Seeland und die apostolischen Vika-
riate von Limburg, Herzogeubusch, Breda und Luxemburg.
Außerdem haben hier auch noch die Jause nisten (Abthcil.
Iii. 1. S. 393) ein eigenes Kirchenwesen (Kirche von Utrecht)*),
dem ein Erzbischof (von Utrecht) und zwei Bischöfe (von
Hartem und Deventer) vorstehen, obgleich die Zahl der ihm
Angehörigen wenig über 5000 betragen mag.
Die protest a ntifche Bevölkerung Hollands gehört zum
allergrößten Theile der reformirten Kirche an; doch mögen Lu-
theraner, Wiedertäufer, Remonstranten und andere kleine Üíc*
ligions-Partheien zufammen wohl an 120000 Seelen stark
seyn. — Die Angelegenheiten der ersteren erhalten durch die
„Allgemeine Synode" ihre oberste Leitung; unter dieser ste-
hen die „Provinzial-Kirchenregierungen".
Belgien zeigt eine viel größere Einheit des Kirchen-
thums. Hier wurden im ganzen Lande (1837) nicht mehr
als 5992 Protestanten und 1843 Juden gezählt; alle übri-
gen Staatseinwohner, mit Ausnahme von 13754 Personen,
deren Kultus nicht ermittelt worden war, gehörten bestimmt
der römisch-katholischen Kirche an. Die Zahl der Protestan-
ten mag i. 1.1840 bis auf62oo, die der Juden vielleicht bis
auf 1900 angewachsen seyn. — Die römische Kirche Bel-
giens zerfällt in sechs Diözesen: das Erzbisthum Mecheln und
*) Vgl. Hase, Küchengeschichte S. 538 u. Wiggers Kirchliche
Statistik (Hamburg und Gotha 1813) Ii. S. 287 ff.
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30 Dritter Abschnitt. Das Frankenreich von seiner Gründung durch Chlodwig rc.
urbar gemacht. An ihrem Beispiel lernte das Volk, das in der Nähe wohnte, den Acker besser bebauen. Sie führten neue edle Obst- und Gemüsearten in Deutschland ein. In den Klöstern fanden die Armen Unterstützung, die Pilger Aufnahme, die Verfolgten Schutz. Auch beschäftigen sich die Mönche mit dem Abschreiben der Bücher und mit dem Jugendunterricht.
4. Bonifatins in Rom. Bonifatins hat mehrere Reisen nach Rom gemacht und stand in enger Verbindung mit dem Papst. Er veranlaßte alle Geistlichen in Deutschland, sich dem Papst zu unterwerfen, und stellte also die Verbindung der deutschen Kirche mit Rom her.
C. Geographisches.
1. Die Friesen wohnten an der Nordsee von den Rheinmündungen bis zur Wesermündung.
2. Die Chatten oder Hessen wohnten um das Rhöngebirge und Vogelsgebirge; ihr Land wurde von der Fulda und Eder durchströmt.
3. Die Thüringer wohnten östlich von den Franken und Sachsen. 531 ward ihr Land von den Franken im Verein mit den Sachsen erobert worden. Der nördliche Teil des Landes fiel damals an Sachsen, der südliche an Franken. —
4. Docknm — liegt in der holländischen Provinz Friesland, westlich von Groningen.
D. Benutzung des Lesebuches.
Lesebuch von Gabriel und Supprian: Ausgabe A. Nr. 27, Ausgabe B. Ii Nr. 17, Ausgabe C. Nr. 128 (gekürzt.)
E. Benutzung des Bildes.
Lesebuch Ausgabe A. bei Nr. 27, Ausgabe B. Ii bei Nr. 17, Ausgabe C bei Nr. 128.
In der Mitte des Bildes sehen wir Bonifatins. In der Hand trägt er ein Kreuz. Das Kreuz prebigt er bett Heibeu, lehrettb ist seine Rechte erhoben. Das lange Gewanb, das er trägt, die hohe Mütze, die sein Haupt bebeckt, sie gehören zu der Tracht eines Bischofs. Neben ihm sehen wir einen gewaltigen Baumstumpf mtb baneben das untere
Ende eines großen Baumes; es ist die gestürzte Donnereiche. Mit Spieß und Schilb
sittb die Heiben bewaffnet, das Kreuz tragen die geistlichen Begleiter des Bonifatins, die hinter ihm stehen. Sie fürchten sich nicht vor den Heiben; beim Christus ist ihr Schutz. Sinnenb stehen die heibnifchen Männer ba und hören der Prebigt des Missionars zu; einer von ihnen, der mit der Stierhaut Haupt und Schulter bebeckt hat, steht grollenb babei, und seine Rechte hält krampfhaft den Spieß. Eine Frau sitzt am Boben und hat bret Kirtbleitt mitgebracht. Vielleicht hat sie schon das Evangelium von dem Heiland vernommen, der ba gesagt hat: „Lasset die Kiublein zu mir kommen!"
F. Merkstoffe zur sicheren Linprägung.
1. Bonifatins ist 680 in England geboren.
2. Er Predigte das Evangelium unter Friesen, Thüringern und Hessen.
3. Er wurde von dem Papst zum Erzbischof von Mainz ernannt.
4. Er wurde 754 bei Docknm von den heidnischen Friesen erschlagen.
Gl Anmerkung für den Lehrer.
Die richtige Schreibart des Namens des Märtyrers ist Bonifatins, nicht Bonifacins. Sein angelsächsischer Name Wynfreth, althochbentsch Wunfrieb, bebentet soviel wie „Glücks-
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Extrahierte Personennamen: Chlodwig Bonifatins Bonifatins C._Geographisches Eder Docknm Gabriel Bonifatins
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rom Rom Deutschland Rom Nordsee Rheinmündungen Hessen Fulda Sachsen Sachsen Sachsen Friesland Groningen Bonifatins England Hessen Mainz Bonifatins
144
Don Luis de Requesens.
selben unaussprechliche Martern erdulden und hängten sie dann während der Nacht in einer Scheune auf. So sehr entsagten sie allen menschlichen Gefühlen, daß sie ihren Opfern Nase und Ohren abschnitten und die blutigen Siegeszeichen auf ihren Hüten trugen.
Nach der Einnahme von Zütphen fühlte sich Herzog Alba schwach und kränklich; er befahl seinem Sohne, Haarlem zu belagern, und kehrte nach Brüssel zurück, um von dort Äns die Kriegsoperationen zu leiten. Jetzt erst begann der Unbeugsame einzusehen, daß er nicht die rechten Mittel zur Unterwerfung der Niederlande angewendet habe. Denn trotz den gewaltigen Schlägen, die er unaufhörlich den Geuseu versetzte, wuchs ihre Zahl außerordentlich. Sie verfügten bereits über eine ansehnliche Seemacht und hatten sich in den stärksten Städten Hollands festgesetzt. Dazu kam, daß selbst der König kein Vertrauen mehr zu ihm hatte und ihn durch den Herzog von Medina Celi ablösen zu lassen beabsichtigte.
Nach siebenmonatlicher Belagerung bemächtigte sich Friedrich von Toledo endlich der Stadt Haarlem. Darauf rückte er vor Alkmaar; aber die Geusen zwangen ihn, die Belagerung aufzuheben, und vernichteten die königlichen Schiffe in der Zuydersee. Friedrich erschien nun mit seinem Heere vor Leyden, das er aushungern und dadurch in seine Macht bekommen wollte.
Während er aber damit beschäftigt war, kam Don Luis de Requesens nach Brüssel, um auf Befehl des Königs den Herzog von Alba als Statthalter der Niederlande abzulösen'
Der alte Herzog begab sich am 18. Dezember 1573 nach Spanien und wurde von dem König sehr kühl empfangen. Später erlangte er jedoch dessen Gunst wieder und führte mit Glück und Ruhm den Krieg in Portugal. Im Dezember 1582 starb er 77 Jahre alt zu Lissabon.
Die Bartholomäusnacht.
Luthers Schriften, Calvins und Bezas Tätigkeit brachen dem Protestantismus in Frankreich Bahn. König Franz I. wandelte seine anfängliche Milde gegen den neuen Glauben bald in unerbittliche Strenge, als sich Anhänger desselben erkühnt hatten, heilige Bilder zu
verstümmeln, eine Schmähschrift wider das Altarssakrament zu verbreiten, dieselbe sogar an des Königs Kammertüre anzuheften. Franz handelte dabei nicht aus religiöser, sondern aus der damals allgemeinen politischen Überzeugung, daß die Einheit des Staates von der religiösen Einheit bedingt sei, woraus sich die Politik des französischen Hofes ergab, in
Deutschland die Protestanten zu begünstigen, in Frankreich sie zu verfolgen.
Franz' I. Nachfolger, Heinrich Ii., beharrte bei dieser Strenge gegen die Protestanten, ohne jedoch deren Verbreitung hindern zu können. Zum Unglück für Frankreich folgten zwei unmündige Könige, Franz Ii. und Karl Ix., deren Mutter Katharina von Medici unter dem Einflüsse mächtiger Parteien die Regentschaft führte. Die Prinzen von Bourbon und die Herzoge von Guise rangen um die Franz H., Herrschaft; jene waren den Protestanten freundlich, diese
König von Frankreich. feindlich gesinnt. Das Schwanken der Regierung gab den
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Extrahierte Personennamen: Luis_de_Requesens Friedrich_von_Toledo Friedrich Friedrich Friedrich Luis_de_Requesens Calvins Franz_I. Franz Franz Heinrich_Ii Heinrich Franz_Ii Franz Karl_Ix. Karl_Ix. Katharina_von_Medici Franz_H. Franz
Extrahierte Ortsnamen: Haarlem Niederlande Hollands Medina Haarlem Brüssel Spanien Portugal Lissabon Luthers Frankreich Deutschland Frankreich Frankreich Frankreich
180 Die Länder der Erde.
untere Delta an Leck, Maas und Scheide, mit den Deltainseln, der Halb-
insel und deren Jnselfortsätzen, das vorzugsweise holländische Land: 8) See-
land (Middelburg, mit „Staatsflandern"); 9) Süd Holl and (Haag);
10) Nordholland (Amsterdam); 11) Utrecht.
' Das Reichsherzogthum Friesland (Fresien), wo weiterhin die Grafschaft
Holland und das Bisthum Utrecht die bedeutendsten Territorien (daneben die
Grafschaft Geldern und die eigentlichen Friesengemeinden). Sofort (§. 150) sämmtlich
burgundisch, habsburgisch und, bei der Theilung der Monarchie Karls V., spanisch;
gegen Philipp Ii. und die spanische Inquisition, unter dem Prinzen von Oranien („könig-
lichem Statthalter" in den 3 Provinzen Holland, Seeland, Utrecht), die Utrechter
Union 1579 dieser 3 nebst Friesland und Geldern, denen sich bald noch Groningen
und Overyssel anschlössen. Ein republikanischer Bundesstaat (erst im Westfälischen Frie-
den anerkannt) mit aristokratischem Charakter und einem Oberhaupt „Statthalter"
(d. h. im Namen des Königs), den „Generalstaaten" (Congreß von Deputaten der
verschiedenen Staaten, seit 1593 zu Haag), den „Provinzialstaaten" (Stände der einzel-
nen aristokratischen Staaten) und den „Generalitätstanden" (Eroberungen im Ge-
biet der südlichen Provinzen: „Staatsbrabant" d. h. Nordbrnbant, und „Staatsflandern",
sowie Theile von Limburg mit Maastricht und Venloo). Die „batavische Repnblik"
und das Napoleonische Königreich Holland.
2 Col onien vornehmlich in Ostindien, das indisch-ni ed erlän di sch e. Reich nebst
Besitzungen in Australien (Westen von Neuguinea noch zu jenem gehörig),' Afrika (Gui-
neaküste) und Westindien (Jnfeln unter dem Winde, nebst Surinam in Südamerika),
zusammen über 32000 d.m. mit annähernd 30 Mill. (Java allein 16 Mill.).
3 Häringssang (Vlaardingen, der Haupthafen hiefür oder für die „große Fische-
rei"), Diamantschleiferei, Utrechter Sammet, Fabrikation von Leinwand und Papier,
Zucker und Tabak, Käse (Edamer), Branntwein (Genevre); manche Colonialproducte
(Gewürze) Monopole der Holländer.
4 Niemand muß als Staatsbürger einer Konfession angehören, Civilehe obligato-
risch, Verkehr der Bischöfe mit dem Papst ganz frei, Schule von der Kirche getrennt. —
Das reformirte Bekenntniß von der Dortrechter Synode (1618) aufgestellt; die
Gegner derselben „Remonstranten" oder, nach ihrem theologischen Anführer Arm in ius,
Arminianer, eine eigene niederländische Secte; die Wiedertäufer durch Johann von
Lehden ebenfalls holländischen Ursprungs. lj/s Mill. Katholiken (apostolische Vicariate
für Nordbrabant, Limburg); über 70 T. Juden.
5 Urbewohner „Bataver" und „Friesen", niederdeutsche Volkszweige; das vom
Flämischen weniger als vom alten Friesischen (dem nur im Mund des Volks gangbaren
„Boerenfriefch"), verschiedene Holländische, eine ausgebildete Büchersprache; übrigens
die holländischen „Nationaldichter" doch nur provinziell. — Volksunterricht ausgedehnt;
3 Universitäten zu Leyden, Utrecht, Groningen; hochschulartige Institute zu
Amsterdam und Deventer, Polytechnicum zu Utrecht, Musik-Akademie zu Haag,
Akademie der Wissenschaften zu Amsterdam.
6 Spinoza aus einer portugiesischen Judenfamilie, zu Amsterdam geboren; Des-
cartes aus Frankreich gebürtig (§. 167), zu Leyden thätig; nur in diesem Lande der
Freiheit konnten diese großen Philosophen (Descartes auch großer Mathematiker) wirken.
— Ferner aus der holländischen Malerschule: Rembrandt, Ruysdael, Douw, der Lübecker
Ostade; in Philologie und Theologie: Valkenaer, Hemsterhuis, Witt, Grotius; in Ma-
thematik und Naturwissenschaft: Snellius und Gravesande; die ersten Mikroscopiker:
Boerhave, Swammerdam und Leuwenhoek: Moleschott; Gutenbergs angeblicher Rivale
„Koster" zu Haarlem; die geographischen Entdecker: Tasman, Le Maire und Schauten.
7 Die Verzweigung der hauptsächlichen Rheinanne: Waal (-Maas) und Rhein;
Rhein und neue Msel (zur alten Bissel); Leck und Rhein; alter Rhein und Vecht. Ver-
Änderungen durch Menschenhand (Kanäle) und durch das Meer: Zuhdersee im 11.,
Dollart im 13. Jahrh., Biesbosch 1421; zusammen ein Landverlust von 540000
Hectaren, wozu noch anderwärts c. 150000, dagegen durch Verpolderung wieder c.
355000 H. gewonnen; das jetzige Ysselfystem und der alte Landsee Flevo mit
der Jsala. - Der Rie senkanal aus dem Ypsilon zum Kriegshafen Held er (für
Linienschiffe fahrbar); der Riefen Pol der durch Austrocknung des Haarlemer-„Meers"
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Extrahierte Personennamen: Maas Holl Karls_V. Philipp_Ii Philipp Johann_von
Lehden Johann Descartes Rembrandt Grotius Tasman Le_Maire
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spielen sie eben so eifrig Domino, wie die Pariser in einem
Kaffeehause. Gott sei Dank! da liegt Cöln vor uns, und die
verdoppelte marktschreierische Zudringlichkeit und sanfte Gewalt,
mit welcher das Fuhrwerks-Personal der Gasthöfe uns umringt,
gibt uns die tröstliche Ueberzeugung, daß wir, gegen entsprechende
Zahlung, in sämmtlichen Hotels willkommene Gäste sein werden.
Wir gehen nach Deutz hinüber; denn die großen Gasthöfe im
Innern der Stadt liegen größtentheils in den engsten und
schmutzigsten Gassen und selbst am Rhein haben wir nur das
einförmige jenseitige Ufer vor Augen. Don Deutz dagegen, einem
stark befestigten Städtchen mit 5000 Einw., ist die Aussicht auf
die alte Oivitas Ubiorum, dann Colonia Agrippina genannt
(gegründet um 50 n. Chr.), wundervoll schön. Vor uns der breite
und belebte rauschende Strom, und drüben am linken Ufer, um
die gewaltigen Massen des Doms sich lagernd, mit seinen zahl-
reichen Kuppeln und Türmen, halb versteckt hinter den hohen
Mauern, welche auch auf dieser Seite die starke Festung schützen,
in einem großen Halbkreise am Rhein sich hinziehend das Häu-
sermeer der „heiligen" Stadt oder des deutschen Rom. So nannte
man früher Cöln, welches noch bis zur französischen Revolution,
wo die Einwohnerzahl auf 40,000 gesunken war, an 2oo kirch-
liche Gebäude besaß. Jetzt begnügt es sich mit 29, worunter
25 katholische Pfarrkirchen, obgleich die Zahl der Einwohner sich
in den letzten 30 Jahren um 51,106 vermehrt hat, und es im
Herbst 1855 mit Deutz deren bereits 100,000 zählte, worunter
gegen 10,000 Protestanten und 1600 Juden. Ende 1856 hatte
die Stadt 104,700 Einwohner, 4230 mehr, als im vorherge-
henden Jahre, das Mehr der Geburten betrug aber nur 1060;
folglich waren 3170 Eingewanderte an der Bevölkerungszunahme
betheiligt. Nach den Confessionen zerfiel die Einwohnerschaft in
92,027 Katholische, 10,901 Evangelische, 13 Mennoniten und
1759 Juden. Zu Ende des Jahrs 1857 betrug die Seelenzahl
108,451. Diesen glänzenden Aufschwung verdankt Cöln haupt-
sächlich der erfolgreichen Entwicklung der Dampfschifffahrt, der
Eisenbahnen (der Cöln-Mindener, Bonner, der Rheinischen —
nach Aachen — und der demnächst über Siegen durch das
Nassauische nach Gießen zu erbauenden Linie, wodurch Cöln mit
Frankfurt und allen mitteldeutschen Bahnen in Verbindung tritt),
ferner der Errichtung mehrer großen industriellen Etablissements
und vor allem seiner günstigen Lage, wodurch es zu einem der
bedeutendsten deutschen Handelsplätze gewissermaßen im voraus
bestimmt ist.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Autor: Zöllner, C. Wilhelm, Schuberth, Wilhelm, Scholtze, Adolf, Pfalz, Franz
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Realschule
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
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Y. Die Niederlande.
Unter den gewerbfleißigen und freiheitsliebenden Niederländern
an der untern Maas und Schelde und an den Küsten der Nordsee
hatten die Lehren der Reformatoren den günstigsten Boden gefunden,
selbst die Ansichten der Wiedertäufer konnten dort tiefere Wurzeln
schlagen. Kaiser Karl V. hatte mit größter Strenge der Ketzerei Ein-
halt zu thun gesucht; da er aber ein geborener Niederländer war und
mit dem Volke umzugehen wußte, faßte man seine Maßregeln milder
aus, als sie waren. Unter seinem Sohne Philipp Ii. verschärfte
sich der Gegensatz zwischen spanischer Despotie und niederländischer
Freiheitsliebe. Die Gegenwart eines spanischen Heeres erschien den
Niederländern als eine grobe Verletzung ihrer Privilegien; die Vermehrung
der bischöflichen Sitze von vier auf achtzehn und die Vorbereitungen
zur Einführung der Inquisition erbitterten alle Stände. Die Statt-
halterin Margarete von Parma, eine Schwester Philipps, war
besonnen und klug, aber sie konnte die Entwicklung der Ereignisse nicht
hemmen. Die Adligen, an deren Spitze die allbeliebten Verteidiger der
Volksrechte: Prinz Wilhelm von O r a n i e n, Graf E g m o n t
und Graf Hoorn standen, stifteten einen Bund, den Co mp romiß,
zum Schutze der Freiheit und der Religion. Unter dem Vortritt des
Grafen Heinrich von Brede rode begaben sie sich zur Statt-
halterin und baten um Aufhebung der Gesetze gegen die Ketzer. Mar-
garete antwortete ausweichend, fühlte sich aber durch den ganzen Vor-
gang sehr beunruhigt. Einer ihrer Räte, der Franzose Bar la im ont,
sagte scherzend, es seien ja nur gueux (Bettler). Die niederländischen
Herren, denen dies hinterbracht wurde, griffen den verächtlichen Aus-
druck auf, um Spott mit Spott zu vergelten, und nannten sich Geusen.
Bald kam es zu größeren Ausschreitungen. In Antwerpen störten
die Reformierten den katholischen Gottesdienst, zerbrachen die Kreuze
und Marienbilder an den Landstraßen, zerschlugen die Heiligtümer in
Kirchen und Kapellen und schändeten die Grabmäler. Diese Roheit
bewog die Statthalterin, Truppen in alle volkreichen Städte zu senden.
Der Compromis; löste sich auf. Nun wäre es einer maßvollen Re-
gierung nicht schwer geworden, die Niederländer bitrd) einige Zuge-
ständnisse zum Gehorsam zurückzuleiten, aber Philipp Ii. kannte keine
Mäßigung. Er schickte den grausamen Herzog von Alba nach den
Niederlanden, damit er mit Gewalt Ordnung schaffe; Margarete legte
die Statthalterschaft nieder. Alba setzte in Brüssel den „Rat der Un-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Maas Karl_V. Karl_V. Philipp_Ii Philipp Margarete_von_Parma Philipps Philipps Wilhelm Heinrich_von_Brede Heinrich Philipp_Ii Philipp Margarete